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Die Herauszüchtung der Barnevelder und Zwerg-Barnevelder 

Barnevelder waren ursprünglich reine Legehühner. Glaubt man alten Zeitungsberichten, so existierten die ersten Vorläufer bereits um 1850. Der Holländer van Estveld kreuzte seine Landhühner mit Cochin, um die Winterlegetätigkeit sowie die braune Eischalenfarbe zu verbessern.

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Zur Festigung beider Eigenschaften kreuzte man in den folgenden Jahren weitere asiatische Hühnerrassen ein. Brahma, Croad-Langschan, Indische Kämpfer und Orpington sollen dazu verwendet worden sein. In späteren Jahren ist auch von der Einkreuzung von Goldwyandotten und Rhodeländern die Rede.

Als sich um 1890 eine gezieltere Geflügelzucht in der Gegend um den holländischen Ort Barneveld herum entwickelte, erweckten diese Hühner ein besonderes Interesse unter den damaligen Bauern und Züchtern, da ihre dunkelbraunen Eier reißenden Absatz in der Bevölkerung fanden.

Die damaligen Barnevelder Hühner waren im äußeren Erscheinungsbild keinesfalls einheitlich. Mit der stetigen Verbesserung der dunkelbraunen Eischalenfarbe sowie einer hohen Legeleistung der Tiere (die Hennen legten durchschnittlich gut 180 Eier im Jahr) waren in dieser Zeit ausschließlich wirtschaftliche Motive ausschlaggebend für ihre Herauszüchtung.

Erst 1920 kam es in Holland zur Gründung der Züchtervereinigung „De Barnevelder“ mit dem Ziel, die Tiere auch im Erscheinungsbild mehr zu vereinheitlichen. Ein Jahr später gab dieser Verein eine Musterbeschreibung heraus. Im Herbst 1921 wurden erstmals Barnevelder auf der Weltgeflügelausstellung in Den Haag vorgeführt. Die braunschaligen Eier entwickelten sich daraufhin zum Exportschlager. Von Barneveld aus wurden 1923 fast 24 Mio. dieser Eier verkauft, u.a. nach England, Deutschland und Dänemark. In den darauffolgenden Jahren konnte diese Zahl weiter gesteigert werden.

In Deutschland tauchten die ersten Barnevelder bereits 1922/23 im Rheinland und in Westfalen auf. Für die im Erscheinungsbild immer noch sehr unterschiedlichen Barnevelder – in Holland existierten sie zu dieser Zeit in den Farbenschlägen genervt, gesäumt, doppeltgesäumt und schwarz – wurde im Mai 1925 eine für Deutschland richtungsweisende Musterbeschreibung erstellt. Man entschied sich dafür, die Barnevelder zunächst nur in braun-schwarz-doppeltgesäumt reinerbig herauszuzüchten. 1929 wurde dieser als erster Farbenschlag der Barnevelder offiziell anerkannt. Erst Form, dann Farbe und Zeichnung, dann braunes Ei hießen damals (wie heute) die Grundsätze der züchterischen Arbeit.

Die braun-schwarz-doppeltgesäumten Zwerge wurden bereits 1931 anerkannt. Dietrich Giessen erzüchtete sie aus einer zierlichen braun-schwarz-doppeltgesäumten Henne und einem Zwerg-Rhodeländerhahn. Später kreuzte man noch Zwerg-Wyandotten in gold, Deutsche Zwerg-Langschan und die für die Zeichnung wichtigen Indischen Zwerg-Kämpfer ein.

Die Barnevelderzucht erfuhr ab 1930 in einen großen Schub in ganz Deutschland. Das dunkelbraune Ei sowie das (jetzt einheitlichere) Erscheinungsbild dieser Rasse fanden in Züchter- und Liebhaberkreisen großen Zuspruch. Binnen weniger Jahre kamen weitere Farbenschläge hinzu. Bereits 1931 wurden die schwarzen Barnevelder anerkannt. Sie wurden durch Einkreuzungen von schwarzen Plymouth und schwarzen Wyandotten in den braun-schwarz-doppeltgesäumten Farbenschlag herausgezüchtet. Schon 1934 folgten die weißen Barnevelder, die ebenfalls aus braun-schwarz-doppeltgesäumt bzw. aus durch frühere Einkreuzungen herausfallende weiße Tiere sowie aus weißen Plymouth und Leghorn erzüchtet wurden.

Schwarze und weiße Zwerg-Barnevelder folgten erst nach dem 2. Weltkrieg. Sie wurden 1954 und 1960 anerkannt. Hans Altheinz (Kirchhain) erzüchtete sie aus schwarzen Barneveldern unter Einkreuzung schwarzer Zwerg Wyandotten bzw. aus schwarzen Zwerg-Barneveldern und der Einkreuzung weißer Zwerg-Wyandotten.

 

Ab den 80er Jahren des 20. Jh. erfolgte die Anerkennung ganz neuer Farbkreationen 
der Barnevelder. Seit 1982 sind die dunkelbraunen Barnevelder anerkannt, die von Horst Naumann (Gladbeck) aus schwarzen Barneveldern, New Hampshire in goldbraun und Rhodeländern herausgezüchtet wurden. Karl Röder (Maintal) erzüchtete die „verzwergte Variante“ aus den gleichen Ausgangsrassen im Zwerghuhnbereich. Sie wurden 1987 anerkannt. Die Farbe des Mantelgefieders soll der Zeichnungsfarbe der braun-schwarz-doppeltgesäumten Barnevelder entsprechen.

Zwerg-Barnevelder in braun-blau-doppeltgesäumt gibt es offiziell ebenfalls seit 1987. Dieser ursprünglich in Holland herausgezüchtete Farbenschlag enttäuschte zunächst in der Zeichnung sowie im blauen Doppelsaum. Klaus Gebhard (Kasendorf) begann daraufhin von vorne und erzüchtete sie mit Erfolg aus einem braun-schwarz-doppeltgesäumten Zwerg-Barnevelderhahn und einer gold-blaugesäumten Zwerg Wyandottenhenne. Einige Jahre später wurde dieser Farbenschlag auch in der „Großrasse“ anerkannt.

Weiterhin sind seit 1988 die kennfarbigen Zwerg-Barnevelder anerkannt. Ihre Erzüchtung erfolgte u.a. durch Kurt Göbel (Hochheim) unter Zuhilfenahme von Zwerg-Bielefelder Kennhühnern.

Letztlich sind seit 1997 die blauen Barnevelder anerkannt. Erzüchtet wurden sie von Gernot Müller (Karlsruhe) aus Niederrheinern und schwarzen Barneveldern.

Unsere jüngste Errungenschaft sind die Zwerg-Barnevelder in blau. Sie sind im Herbst 2023 vom BDRG anerkannt worden. Mehrere Versuche dazu hat es in der Vergangenheit gegeben. In den vergangenen 3 Jahren haben wir blaue Zwerg-Barnevelder zu Gesicht bekommen, die in allen Hauptrassemerkmalen überzeugten und sich deutlich weiterentwickeln konnten. Heinrich Brockmüller, Hartmut Petrick und Rolf Wesp haben zuletzt u.a. aus Verpaarungen von schwarzen Zwerg-Australorps und braun-schwarzdoppeltgesäumten und weißen Zwerg-Barneveldern oder aus Kreuzungen von schwarzen Zwerg-Barneveldern und blauen Zwerg-Plymouth Rocks vielversprechende Tiere erzüchten können. Leider fielen die Bundesschauen in den letzten drei Jahren aus, auf denen die Tiere im Anerkennungsverfahren gemeldet waren. Aber im Herbst des vergangenen Jahres ist Rolf Wesp mit sehenswerten Tieren die Aufnahme in den deutschen Rassegeflügelstandard gelungen.

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